American History X
(American History X)
USA 1998, 119 Minuten
(Originalversion)
Regie: Tony Kaye

Drehbuch: David McKenna
Musik: Anne Dudley
Director of Photography: Tony Kaye
Montage: Gerald B. Greenberg, Alan Heim, Edward Norton
Produktionsdesign: Jon Gary Steele

Darsteller: Edward Norton (Derek Vinyard), Edward Furlong (Daniel Vinyard), Beverly D’Angelo (Doris Vinyard), Jennifer Lien (Davina Vinyard), Ethan Suplee (Seth), Fairuza Balk (Stacey), Avery Brooks (Bob Sweeney), Elliott Gould (Murray), Stacey Keach (Cameron Alexander), William Russ (Dennis Vinyard), Guy Torry (Lamont), Joseph Cortese (Rasmussen), Jason Bose Smith (Little Henry), Antonio David Lyons (Lawrence), Alex Sol (Mitch McCormick)

Über Derek und Danny

Viel Wirbel gab es um den Film über zwei Brüder aus der amerikanischen Neo-Nazi-Szene schon, als Regisseur Tony Kaye seinen Namen nach Fertigstellung des Streifens zurückziehen wollte, weil Hauptdarsteller Edward Norton den Film anders geschnitten hatte, als Kaye sich das vorgestellt hatte. Auch die Meinungen über „American History X“ gingen weit auseinander. Der „Spiegel“ sah in dem Film zwar zwei gute Hauptdarsteller, „aber der psychologisierende Gestus des Films wirkt bieder und platt, die Gewaltszenen sind überinszeniert“.

Der 16jährige Skinhead Danny Vinyard (Edward Furlong) liefert seinem (jüdischen) Lehrer Murray (Elliott Gould) eine Arbeit zum Thema Klassiker der Weltliteratur ab, in der er über „Mein Kampf“ von Adolf Hitler schreibt, um Murray zu provozieren. Danny wird zum (schwarzen) Schuldirektor Sweeney (Avery Brooks) zitiert, der ihn nicht in Grund und Boden verurteilt, sondern ihn dazu zwingt, bis zum nächsten Tag einen Aufsatz über seinen Bruder Derek Vinyard (Edward Norton) zu schreiben, der am selben Tag aus dem Gefängnis entlassen wird. Danny soll darüber schreiben, warum Derek zum führenden Mitglied der rassistischen White-Power-Bewegung wurde und drei Jahre zuvor zwei junge schwarze Männer brutal ermordet hatte, weil sie sein Auto stehlen wollten, und warum Derek zu seinem eigenen, Dannys, Vorbild wurde. Danny ist inzwischen ebenfalls Mitglied des neonazistischen Kreises um den als biederen Geschäftsmann getarnten Cameron Alexander (Stacey Keach), der etliche Skinheads um sich geschart hat und Derek zum ideologischen Anführer ausgebildet hatte.

Doch als Derek an diesem Tag aus dem Gefängnis entlassen wird, wirkt er auf Danny ein, diesen Aufsatz auf jeden Fall bis zum nächsten Tag zu schreiben, und lobt Sweeney als einen hervorragenden Lehrer. Derek hat mit seinen früheren Auffassungen radikal gebrochen. Er sagt sich von der Neonazi-Szene los, bezeichnet deren Ideologie als bullshit, erklärt Cameron unumwunden, dass er nichts mehr mit ihm zu tun haben wolle und Alexander Danny in Ruhe lassen solle. Zudem versucht er, seiner in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Familie – seiner kranken Mutter Doris (Beverly D’Angelo) und seiner Schwester Davina (Jennifer Lien) – zu helfen, will sich bemühen, seinen alten Job wieder zu bekommen.

„American History X“ erzählt diese zwei Tage im Leben von Derek, Danny und der Familie Vinyard in flashbacks, in denen der Entwicklung von Derek und Danny nachgegangen wird. Dazu gehört u.a., dass ihr Vater Dennis (William Russ), der selbst eindeutige faschistische Auffassungen vertrat, während eines Einsatzes als Feuerwehrmann von Schwarzen ermordet worden war. Dazu gehört, dass Derek nach dem Mord in eine völlig andere Umgebung gerät, in ein Gefängnis, also einem Ort, in dem er und alle anderen sich einer anderen Ordnung unterwerfen müssen als „draußen“, einem Ort zudem, wo vor allem Schwarze einsitzen. Derek lernt einen von ihnen, Lamont (Guy Torry) kennen, der unbefangen mit Derek vor allem während der Arbeit in der Wäscherei spricht, und im Laufe der Zeit werden Derek und Lamont Freunde.

Als Derek entlassen wird, gilt seine Hauptsorge seinem Bruder ...

Die Geschichte, die „American History X“ erzählt, ist erfunden. Die Umstände, die der Film zeigt, sind realistisch. Drehbuchautor McKenna stützte sich bei seinen Recherchen zum einen auf die Erlebnisse eines Greg Withrow, der sich 1979 mit seiner „White Students Union“ der „White Aryan Resistance“ des ehemaligen Ku-Klux-Klan-Führers Tom Metzger angeschlossen hatte, sich später aus der Szene absetzte und ein Buch über diese Zeit schrieb. Zum anderen ermittelte McKenna, der in unmittelbarer Nähe der Punkszene in Los Angeles aufgewachsen war, direkt in der Szene. Auch an dem Ort, an dem der Film spielt, ein Vorort von Los Angeles, Venice Beach, sind Rassenkonflikte an der Tagesordnung.

Der Wechsel der Zeitperspektiven in „American History X“ soll den Wandel veranschaulichen, den Derek innerhalb der drei Jahre Gefängnis durchgemacht hat. Die Rückblenden sind nicht nur in Schwarz-Weiß gehalten; sie vermitteln auch die Geschichte Dereks und Dannys aus ihrer Weltsicht. Die Bilder der Rückblenden sind von Gewalt, klar strukturierten Hierarchien (auch innerhalb der Familie Vinyard, in der die Frauen wenig bis nichts zu sagen haben) und langen Sequenzen beherrscht, in denen die Essentials der rassistischen Ideologie in Dialogen ausgebreitet werden. Eben diese Rückblenden haben dem Film die Kritik eingehandelt, er könne von Skinheads und anderen Neonazis für sich verwendet werden. Der schon zitierte Herr Leurs geht gar soweit, von einer „Leni-Riefenstahl-Ästhetik“ in den flashbacks zu sprechen. Tatsächlich haben Jugendliche aus dem rechten Milieu versucht, den Film für sich zu vereinnahmen. Das hat seinen Grund vielleicht auch darin, dass den ausgebreiteten Argumenten der Szene keine Gegenargumentation gegenübergestellt wird. Im Gegenteil: In einer Szene ist der jüdische Lehrer Murray zu Gast bei der Familie Vinyard. Im „Gespräch“ mit Derek haben Murrays Argumente keinen Stich.

Doch diese Dramaturgie spricht nicht gegen den Film, sondern gegen die Meinung, man könne den rechten Argumentationssträngen allein mit alternativen Argumentationen, also mit Aufklärung, entgegenwirken. Edward Norton, der sehr viel persönliches Engagement in den Film investierte, äußerte in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am 26.2.1999 u.a.:

„Ich habe viel Zeit mit ehemaligen Neonazis verbracht. Dabei habe ich gemerkt, dass ihr Sinneswandel nicht intellektuell, sondern emotional gesteuert ist.“ (Im Film wird dies u.a. besonders deutlich an der Figur des Seth, gespielt von Ethan Suplee). „Ich will ja nicht unhöflich sein, aber in Deutschland scheinen die Leute das immer auf eine ganze rationale Entwicklung zu reduzieren, als sei das ganz und gar vernunftgesteuert. Meiner Erfahrung nach ist das niemals der Fall.“

Vieles in diese Richtung macht der Film sichtbar. Die Mordszene etwa – so grausam sie ist – verdeutlicht die emotionsgesteuerte Handlungsweise, andererseits aber auch der Aufbau der Beziehung Dereks zu Lamont unter den besonderen Bedingungen des Gefängnisses, ebenso das „Streitgespräch“ zwischen Derek und Murray, das letztlich gar kein Gespräch ist, sondern von Dereks Seite aus eine verbal ausgetragene Entladung von Emotionen. Gewalt entsteht aus Frustration, Frustration entsteht aus Wünschen.

Als Derek nach dem Mord an den jungen Schwarzen von der Polizei gestellt wird, lächelt er überlegen. Er weiß, dass er wegen dieser Tat ins Gefängnis kommt, aber er fühlt sich als Sieger. Ein Polizist hält mit der Waffe auf ihn, fordert ihn auf, die Hände über dem Kopf zu verschränken, auf die Knie zu gehen, um ihm Handschellen anzulegen und ihn abzuführen. Aus Sicht der Polizei ist dies nichts anderes als der reguläre Ablauf einer Festnahme eines Tatverdächtigen, also eine Niederlage für den in diesem Fall kurz nach der Tat gefassten Straftäter. Für Derek ist es ein Sieg (zumal sein Bruder später behaupten wird, Derek habe aus Notwehr gehandelt, so dass er nur zu drei Jahren verurteilt wird, während sein schwarzer Mitgefangener Lamont wegen eines Diebstahls für sechs Jahre ins Gefängnis muss: ein deutlicher Seitenhieb auf die Justiz). Aus Dereks Sicht hat das auf seinem Herzen (!) eintätowierte Hakenkreuz dem „Abschaum“ einen schweren Schlag versetzt. Der Mord ist ein Mord aus Rachelust, aus Emotion, aus Wut, aus dem Bauch heraus, kein Raubmord, eher einem Mord aus Eifersucht ähnlich. Die Szene wird überwiegend aus der Sicht Dereks geschildert – in Gestik, Mimik, in der ganzen emotional gesteuerten Gewaltmentalität.

Parallel dazu die Szene des „Gesprächs“ mit Murray: Hier beweist Derek, ohne sich dessen wirklich bewusst zu sein, dass die Argumente für seinen Hass auf die Schwarzen, Latinos usw. direkt ihn selber und seine Handlungsweise steuern. „Diskutiert“ wird u.a. der Fall des Schwarzen Rodney King, der am 3.3.1991 in Los Angeles mit seinem Auto zu schnell gefahren und von Polizisten nach einer Verfolgungsjagd gestoppt worden war. King wurde so schwer geprügelt, dass er mit elf Knochenbrüchen, einer Gehirnerschütterung und einem Nierenriss ins Krankenhaus gebracht werden musste. Ein zufälliger Zeuge des Geschehens hatte dies zum großen Teil auf Video aufgenommen und damit die Aussagen der vier beteiligten Polizisten widerlegt. Ein Jahr später wurden alle vier trotzdem von einer ausschließlich mit Weißen besetzten Jury freigesprochen. Folge: eine sechstägige Welle der Gewalt in Los Angeles, 54 Tote, 2.383 Verletzte und Sachschäden in Höhe von 1,4 Mrd. DM.

Derek nimmt diese Vorfälle zum Anlass, u.a. folgendes zu sagen: „Quatsch, das glaube ich keine Sekunde. Ihr nennt die Aufstände einen irrationalen Wutausbruch? Das ist reine Feigheit, das ist Opportunismus in seiner schlimmsten Form. Es gibt eben Leute, die nehmen jede Entschuldigung für sich in Anspruch, um zu plündern, weiter nichts. Und die Tatsache, dass die Leute die Geschäfte in ihrem eigenen Viertel plündern, all das beweist doch nur eindeutig: Die haben absolut keine Achtung vor dem Gesetz und noch weniger so was wie einen Begriff von Gemeinschaftsgefühl oder staatsbürgerlicher Verantwortung.“ Genau diese Einschätzung aber trifft auf Derek und seine Gesinnungsgenossen zu, die einen Supermarkt überfallen, in dem vor allem Schwarze einkaufen und arbeiten, und dort die Anwesenden zusammenschlagen und demütigen und die Einrichtung und die Waren zerstören. Und erst recht auf Dereks eigene Tat: den Mord.

Kontrastiert wird dies später mit den Szenen, in denen Derek in Kontakt mit Lamont gerät. Dessen Redseligkeit, Unvoreingenommenheit und sympathische Art führen langsam, aber fast schon sicher zum Aufbau einer emotionalen Beziehung zwischen beiden. Hinzu kommt aber ein anderer wichtiger biografischer Aspekt. Als Danny seinen Aufsatz schreibt, tippt er in den Computer: „Es ist schwer zurückzublicken und die Wahrheit zu erkennen über Menschen, die man liebt. Ich glaube, wenn man Derek fragt, warum alles so gekommen ist und wann es angefangen hat, würde er immer noch sagen: als unser Vater ermordet wurde. Aber in Wahrheit fing es früher an.“ Dann schildert eine Rückblende ein Gespräch in der Familie, als Derek erzählt, dass der (schwarze) Lehrer Sweeney, der ihm äußerst sympathisch ist, eine Klausur über ein Buch schreiben lässt, in dem es um die Geschichte eines Schwarzen geht. „[...] der Lehrer ist etwas Besonderes, Dr. Sweeney. Der Kerl ist absolut unglaublich, absolut Spitze. Ich hatte noch nie so ‘nen Lehrer.“ Doch Dereks Vater bringt ihn durch seine Vorurteile und seine Autorität als Familienoberhaupt dazu, an Sweeney zu zweifeln. Derek: „[...] der macht einen so starken Eindruck, dass es schwer ist, nicht zuzuhören. Na ja, manches was er sagt, das ist vielleicht ...“ Vater: „... das ist Blödsinn ...“ Derek: „Ja ... vielleicht manchmal ...“ Vater: „Nein, nein, es ist Nigger-Blödsinn ... das verstehst du, oder?“ Derek: „Ja.“ Vater: „Auf so was musst du aufpassen ...“ Derek: „... ja, verstehe! Ich weiß, was du meinst, das mach’ ich.“ Vater: „Braver Junge! Bin stolz auf dich!“ Derek: „Ja, ich weiß Bescheid, keine Sorge.“

Vater Vinyard erledigt in seiner Rolle als Familienoberhaupt, als von Derek geliebter Vater die Sympathie zu Sweeney und dessen Autorität. Als der Vater später von Schwarzen ermordet wird, überlagert der Hass jegliche Sympathie und emotionale Nähe zu Sweeney. Doch im Gefängnis, als er mit Lamont „warm“ wird, erinnert er sich wieder an Sweeney, der ihn dort auch besucht, nachdem Derek von rechtsradikalen Gefangenen schwer misshandelt wurde, weil sie nicht akzeptieren wollten, dass er mit Schwarzen Basketball spielt.

In der im Film dargestellten Entwicklung Dereks sehen einige Filmkritiker eine unerklärte Wandlung vom „Saulus zum Paulus“. Genau damit geben sie sich aber einer Auffassung hin, die besagt, dass der rechtsradikalen Mentalität mit einer Mischung aus gut ausgeklügelten Argumentationsketten und (rechtsstaatlicher) Härte – sozusagen mit Zuckerbrot und Peitsch – zu begegnen wäre. Beispiel: „Warum [..] ein einzelner schwarzer Mithäftling [...] den Nazi Derek in einen Geläuterten zu verwandeln vermag“ (eine nach allem falsche Annahme!), „kann ›American History X‹ nicht erklären“ (doch, der Film deutete es mehr als an!). „Da bricht zu jäh ein versöhnender Humanismus durch“ (falsch!), „von dem zuvor behauptet wurde, das er keine Überlebenschancen habe“ (ich wüsste nicht, wo das behauptet worden sei). Der Film erliege „der Faszination durch Gewalt“ (Unsinn!) „und beschwört Demagogien, ohne die Distanz zum Geschilderten mit mehr als ein paar emotionalen Drückern und moralisierenden Erzähltönen“ (??) „aus dem Off glaubhaft zu machen“ (Robert von Rimscha in: „Tagesspiegel“ vom 13.11.1998). Solche Einschätzungen lassen mehr Rückschlüsse auf die Verfasser als auf den Film zu.

Man weiß heute – um es einmal von dieser Seite zu betrachten –, das Intelligenz sich nicht auf die Fähigkeit zu „logischen Operationen“ beschränkt; man kann auch sagen: er kann nicht in ausreichendem Maße differenzieren. Zur Intelligenz gehören eine logische, eine emotionale und eine soziale Seite, die zwar analytisch, aber nicht lebens-praktisch zu trennen sind.

Derek ist ein Mensch, der seine logische Intelligenz auf „Versatzstücke“ der Realität beschränkt, weil er seine emotionale Intelligenz auf die Verteidigung seiner Familie begrenzt, d.h. nicht fähig ist, seine soziale Intelligenz über den „Tellerrand“ des eigenen Umfelds hinaus zu „steuern“. Anders formuliert: Es geht um Raum und dessen Verteidigung. Welche Ereignisse im einzelnen (Vater schon rechtsradikal, Mord an Vater, Kampf um Raum im Lebensumfeld) auch zu Dereks Einstellung geführt haben mögen, der Film gibt Anhaltspunkte dafür, dass es keine Trennung von Logik (Vernunft, Verstand), Emotion (wozu auch Einfühlungsvermögen zählt) und „Denken im sozialem Raum“ gibt, sondern solche Dissoziationen „erlernt“ sind. Ideologie ist vor allem Ausdruck und Ergebnis räumlicher Trennung im Sinne von Feindbild-gesteuerter Abtrennung des „eigenen“ Raums von „fremden“ Räumen, nicht so sehr im Sinne geografischer, sondern im Sinn von Räumen des Lebens. Diese Dissoziation ist emotional gesteuert. Der Vater drückt seinen Stolz aus, als Derek verspricht, auf den „Nigger-Blödsinn“ nicht zu hören. Dieser Stolz kehrt später wieder, als Derek Murray anbrüllt: „Soll ich etwa noch lächelnd dabeisitzen, wenn so ein Scheiß-Itzik versucht, meine Mutter zu ficken?“ Und zu seiner Mutter: „... du widerst mich an ... du machst dich zurecht wie eine Nutte ... wie kannst du es wagen, so was [gemeint ist Murray] an den Tisch meines Vaters (!) zu bringen?“

Der Schluss des Films ist offen und soll zugleich vermitteln, dass man seiner Vergangenheit und der Verantwortung für das eigene Tun nicht entkommen kann. Offen bleibt und soll bleiben, wie Derek auf den Tod seines Bruders Danny reagieren wird.

„American History X“ ist ein Film über die rechtsradikale Szene in den USA, nicht über vergleichbare, aber in vielem auch traditionell bedingt unterschiedliche Erscheinungen in Deutschland. Der Film ist vor allem anderen eines: Ein Projekt, das dem Problem nahe kommen will, und ein Dokument, das viel zum Nachdenken anregt und zu Diskussionen Anlass gibt. Nicht umsonst wird er für den Schulunterricht empfohlen. Ich halte die filmische „Selbstdarstellung“ der rechtsradikalen Mentalität nicht für eine Schwäche, sondern für eine Stärke des Films. Diejenigen, die das kritisieren, müssen sich fragen lassen, ob es vielleicht Ängste und Berührungsängste sind, die sie zu einer solchen Beurteilung veranlassen. Insbesondere die Figur des Dr. Sweeney im Film veranschaulicht deutlich, wie schwer es ist, mit Menschen solcher Mentalität zu begegnen. Sweeney verhält sich Derek und Danny gegenüber nicht feindselig, setzt ihnen aber trotzdem klare Grenzen und hilft Derek im Gefängnis nicht bedingungslos. Es gibt keine Sicherheit für „Umkehr“; das weiß Sweeney. Doch er lässt nicht locker. Wenn es – was der Film nahe legt – heißt, Rassismus sei „erlernt“ und könne deshalb auch wieder „verlernt“ werden, so sollte man den Begriff „Lernen“ nicht einseitig auf die logische Seite der Intelligenz begrenzen.


Weitere interessante Informationen u.a. im Filmheft von Holger Tewe im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung und des Instituts für Kino und Filmkultur. Dort kann das Filmheft als PDF-Datei (1,35 MB) herunter geladen werden (28 Seiten).