Cut
(Cut)
Australien 2000, 95, 82 Minuten
Regie: Kimble Rendall

Drehbuch: Dave Warner
Musik: Guy Gross
Director of Photography: David Foreman
Montage: Henry Dangar
Produktionsdesign: Steven Jones-Evans

Darsteller: Molly Ringwald (Vanessa Turnbill / Chloe), Frank Roberts (Brad / Scarman), Kylie Minogue (Hilary Jacobs), Geoff Revell (Lossman), Jessica Napier (Raffy Carruthers), Sarah Kants (Hester Ryan), Stephen Curry (Rick Stephens), Matt Russell (Paulie Morelli), Erika Walters (Cassie Woolf)

Cut off !

Die australische Produktion „Cut” ist einer derjenigen Teenie-Horror-Produktionen, die all das bieten, was zu einem Low-Budget-Film ohne inhaltlichen Anspruch, ohne Rücksicht auf Logik, gute Dialoge, gute Schauspieler und vor allem ohne Anspruch auf Originalität gehört – also mehr oder eher weniger gute Unterhaltung für die Freunde des Schreckens. Allerdings bleibt auch in „Cut” der Horror eher auf der Strecke. Dafür sorgt allein schon die Geschichte selbst.

Die Regisseurin eines Horror-Films, Hilary Jacobs (Kylie Minogue), wird während der Dreharbeiten offenbar vom Hauptdarsteller ihres Films, einem maskierten Klingenmörder, die Kehle durchgeschnitten. Aus ist’s mit dem Leben und dem Film. Zwanzig Jahre später kramen Schüler die Filmrollen wieder hervor und wollen den Streifen fertigdrehen. Ihr Lehrer Lossman (Geoff Revell) warnt Raffy (Jessica Napier), Tochter der Ermordeten, die als Regisseurin fungieren will, und Hester (Sarah Kants), die gerne Produzentin des fertigzustellenden Films wäre, davor – er war damals bei den Dreharbeiten dabei, als Hilary Jacobs sterben musste. Bislang war der Film nur noch einmal gezeigt worden – und der, der ihn sah, musste ebenfalls sterben.

Doch Raffy gibt nicht auf. Sie engagiert Vanessa Turnbill (Molly Ringwald), die in dem Film ebenfalls mitgewirkt hatte, für die Rolle der Mutter, und die Schüler Rick, Paulie Cassie, Damien und einige andere machen sich daran, das Werk zu vollenden – unterstützt durch das Geld der Witwe des damaligen Produzenten.

Dann kommt alles, wie es kommen muss. Nach dem 10-kleine-Negerlein-Prinzip muss zuerst der Vorführer des Films das Zeitliche segnen. Danach beschäftigt sich der maskierte Schlitzer (Frank Roberts) mit den lieben Schülern und Schülerinnen, bis Mr. Lossman, der auch schon von dem netten Kerl angegriffen wurde, auf die zündende Idee kommt, wie man sich des schrecklichen Schrecklichen entledigen kann.

In „Cut” – von dem die Produzenten behaupten, er sei „nicht so ernst zu nehmen” und eher eine Art Persiflage auf das Genre – ist so ziemlich alles geklaut, was man aus der Geschichte des Horrorfilms klauen kann – bis dahin, dass der Schlitzer, trotz anderer Maske, doch sehr viel Ähnlichkeit mit Michael Myers aus „Halloween” hat. Gegenüber der FSK-18-Fassung ist die auf VOX ausgestrahlte FSK-16-Fassung um einiges an „blutbeschmiertem” Zelluloid gekürzt; der ursprünglich wohl 82 Minuten lange Film existiert in DVD-Fassungen von 78,5 und 79 Minuten und die VOX-Fassung muss wohl noch ein oder zwei Minuten kürzer sein. Das schadet dem Urteil über den Film aber wahrscheinlich nur wenig; denn die Handlung ist so hanebüchen dämlich, dass einem die Haare zu Berge stehen – und daran würden für mich einige Metzelszenen nun auch nichts grundlegend ändern.

Die Dialoge sind auf ein Minimum an Qualität gekürzt – à la „Was sollen wir denn jetzt machen?” „Wir drehen weiter.” Die Personen des Films bleiben Statisten in einem Marionettentheater und die Schauspieler kochen auf kleinster Flamme – außer Molly Ringwald, die es wenigstens fertig bringt, ab und an Emotionen zu zeigen. Nachdem die Polizei die ersten drei aufgeschlitzten Opfer entdeckt hat, drehen die Jugendlichen munter weiter, als wenn nichts geschehen wäre – auch, nachdem sie es erfahren haben. Die Polizei lässt sich erst ganz am Schluss am Ort des Geschehens, einer alten Villa blicken, obwohl schon drei oder vier Opfer zu beklagen sind; die Jugendlichen spazieren munter ins Dunkle der Nacht – etwa Hester, die zum Telefonieren mit Handy schnurstracks dem Schlitzer ins Messer läuft – aber das allerbeste an diesem Film ist die phänomenale Lösung des Falls:

Der Schlitzer ist einer aus Zelluloid, nein, pardon, eher einer, „der dem Film entsprungen” ist. Immer wenn der Film gezeigt wird, materialisiert sich die Filmfigur zur gefährlichen realen Person. Die Lösung des „Falls”: Man verbrenne den Film und der Schlitzer löst sich in seine Bestandteile auf. Gesagt, getan.

Vergleicht man diese Billig-Konstruktion mit anderen Teenie-Horrorfilmen oder gar Klassikern wie „Halloween”, so kann man kaum noch von guter Unterhaltung, Spannung und schon gar nicht von einer nachvollziehbaren Geschichte mit Substanz sprechen. Nur einige Beispiele noch:

Als der Schüler, der die Kamera bedient, den echten Schlitzer dabei filmt, wie der einen Darsteller nach dem anderen umbringt, rennt er nicht etwa weg, geschweige denn versucht er, den anderen zu helfen. Er hält weiter auf den Unhold, der sich der Kamera nähert und dann auch dem Schüler hinter der Linse den Garaus macht. So läuft einer in sein eigenes Unglück. Dämlicher geht’s nimmer.

Zwei Schüler flüchten aus dem Haus, steigen in ein Auto und stellen fest, dass der Schlüssel noch im Haus ist. Ein anderer rennt, um ihn zu holen. Die beiden bleiben trotz der Gefahr im Auto, also bewegungsunfähig angesichts der tödlichen Gefahr, bis der Mann mit der Maske den Wagen mit Benzin übergießt. Den Rest kann man sich denken.

Oder auch: Niemand in diesem Film scheint den Gebrauch von Schlüsseln zu schätzen. Eine der Schülerinnen geht unter die Dusche; ihre Haustür ist nicht abgeschlossen. So einladend machen Regie und Drehbuch es dem Bösewicht.

Summa summarum: Wer „Cut” unbedingt sehen will ... na gut. Ein zweites Mal würde ich mir diesen Unsinn kaum anschauen.

© Bilder: Sunfilm Entertainment