Das siebte Zeichen
(The Seventh Sign)
USA 1988, 97 Minuten
Regie: Carl Schultz

Drehbuch: Clifford Green, Ellen Green
Musik: Jack Nitzsche
Director of Photography: Juan Ruiz Anchía
Montage: Caroline Biggerstaff
Produktionsdesign: Stephen Marsh

Darsteller: Demi Moore (Abby Quinn), Michael Biehn (Russell Quinn), Jürgen Prochnow (David Bannon), Peter Friedman (Pater Lucci), Manny Jacobs (Avi), John Taylor (Jimmy Szaragosa), Lee Garlington (Dr. Margaret Inness), Akosua Busia (Penny Washburn)

Ein Film als Strafe

„Und die sieben Engel mit den sieben
Posaunen hatten sich gerüstet zu blasen.
Und der erste blies seine Posaune; und
es kam Hagel und Feuer, mit Blut
vermengt, und fiel auf die Erde; und der
dritte Teil der Erde verbrannte, und der
dritte Teil der Bäume verbrannte, und
alles grüne Gras verbrannte. Und der
zweite Engel blies seine Posaune; und es
stürzte etwas wie ein großer Berg mit Feuer
brennend ins Meer, und der dritte Teil des
Meeres wurde zu Blut, und der dritte Teil
der lebendigen Geschöpfe im Meer starb,
und der dritte Teil der Schiffe wurde vernichtet.“ (1)

Apocalpyse now – aber mehr in einem biblischen Sinne – ist das Grundthema des 1988 von Carl Schultz inszenierten Films, in dem die Zeichen immer deutlicher auf den Tag des jüngsten Gerichts deuten – zu deutlich. Aber anders als in den klassischen, insoweit vielleicht vergleichbaren Filmen wie „Rosemaries Baby“ (1968; Regie: Roman Polanski) oder „Der Exorzist“ (1973; Regie: William Friedkin), in denen das Religiöse, Übersinnliche eine unheimliche Bedeutung spielte, ist in „Das siebte Zeichen“ nur weniges wirklich unheimlich. Der Film plätschert dahin, und obwohl er sich auf eine Dauer von eineinhalb Stunden beschränkt, bleibt nur wenig an Spannung in dieser Geschichte um die bevorstehende Apokalypse.

Die Zeichen sind schon zu Anfang so erkennbar und weisen derart stark auf den von Gott beabsichtigten Weltuntergang, dass nur noch die Frage besteht, ob es nun geschehen wird oder nicht. Wer sollte daran eigentlich zweifeln? Nun, der Film.

Tote Fische am Strand, eine Stadt versinkt, der Mond wird blutrot und die Sonne finster. All das entdeckt die schwangere Abby Quinn (Demi Moore) nach und nach. Abby hat Angst. Ihre erste Schwangerschaft entwickelte sich zu einer Fehlgeburt. Nun befürchtet sie ähnliches. Ihr Mann, der Anwalt Russell (Michael Biehn), und die Ärztin Dr. Inness (Lee Garlington) versuchen sie zu beruhigen. Als jedoch ein gewisser David Bannon (Jürgen Prochnow) ein Appartement über der Garage der Quinns mietet, wendet sich alles in Richtung Weltgericht. Bannon besitzt Dokumente, die in einer hebräischen Geheimsprache abgefasst sind. Und als der junge Avi (Manny Jacobs) den Text, den Abby an sich genommen hat, entziffert, scheint alles im klaren Licht: Bannon ist der Überbringer der sieben göttlichen Strafen.

„Und der dritte Engel blies seine
Posaune; und es fiel ein großer Stern
vom Himmel, der brannte wie eine
Fackel und fiel auf den dritten Teil
der Wasserströme und auf die Wasserquellen.
Und der Name des Sterns heißt Wermut.
Und der dritte Teil der Wasser wurde
zu Wermut, und viele Menschen starben
von den Wassern, weil sie bitter
geworden waren. Und der vierte Engel
blies seine Posaune; und es wurde
geschlagen der dritte Teil der Sonne
und der dritte Teil des Mondes und der
dritte Teil der Sterne, so dass ihr dritter
Teil verfinstert wurde und den dritten
Teil des Tages das Licht nicht schien,
und in der Nacht desgleichen.“ (1)

Derweil ist Russell mit seiner Kollegin Penny Washburn (Akosua Busia) verzweifelt bemüht, den Todeskandidaten Jimmy Szaragosa (John Taylor) davon zu überzeugen, sich einer gründlichen ärztlichen Untersuchung unterziehen zu lassen. Die erste Berufung in seinem Fall hat Russell verloren. Jetzt hofft er, in einem zweiten Anlauf auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren zu können. Doch Jimmy verweigert die Untersuchung. Er sieht in den Tötungen, die er begangen hat, keine Morde. Er habe nur getan, was Gottes Gesetz befiehlt (Nachtigall, ick hör dir trapsen).

Inzwischen „kümmert“ sich auch Pater Lucci (Peter Friedman) um die bevorstehende Apokalypse. Er will unbedingt, dass die Welt endlich untergeht, denn er war der Torwächter Pilatus, der von Gott zum ewigen Leben verurteilt wurde (oder so ähnlich), und will endlich sterben (oder so ähnlich). Abby befürchtet, dass ihr Kind ohne Seele auf die Welt kommt, denn das Haus der Seelen im Himmel ist leer. So spitzt sich alles auf die Frage zu, wie Abby ihr Kind retten und das Haus der Seelen wieder füllen kann (oder in etwa so).

„Und der fünfte Engel blies seine
Posaune; und ich sah einen Stern,
gefallen vom Himmel auf die Erde;
und ihm wurde der Schlüssel zum
Brunnen des Abgrunds gegeben.
Und er tat den Brunnen des Abgrunds
auf, und es stieg auf ein Rauch aus
dem Brunnen wie der Rauch eines
großen Ofens, und es wurden verfinstert
die Sonne und die Luft von dem Rauch
des Brunnens. Und aus dem Rauch kamen
Heuschrecken auf die Erde, und ihnen
wurde Macht gegeben, wie die Skorpione
auf Erden Macht haben.“ (1)

Diese ganze Geschichte strotzt nur so vor biblischen Halbwahrheiten, Erfindungen und Ungereimtheiten, das einem die Haare zu Berge stehen. Wenn Gott die Welt dem berühmten Erdboden gleichmachen will, wieso sollte es dann noch eine Möglichkeit zur Rettung geben? Wozu braucht es eines Engels – oder was auch immer –, nämlich Bannon? Um die Abläufe zu kontrollieren? Ist Gott nicht der Allmächtige? Wozu braucht es eines Pater Lucci, eines weiteren Kontrolleurs? Nun ganz einfach: Weil das Drehbuch das alles so will. Der Clou bei der Sache ist Abby, eine werdende Mutter, die Angst hat, dass ihre zweite Schwangerschaft wieder mit einer Fehlgeburt enden könnte. Also tut sie alles, um das zu verhindern. Inzwischen geht es aber nicht mehr um das körperliche und geistige Wohlbefinden des ungeborenen Jungen, sondern um seine Seele. Abby wird kurzerhand also zur Zentralfigur zwecks Rettung der Menschheit auserkoren – und der Kessel ist geflickt.

Wen eine solche Geschichte anzieht – bitte schön. Mir war das ehrlich gesagt zu dämlich. Demi Moore, noch ganz am Anfang ihrer Karriere, spielt allerdings den Part der Abby Quinn ausgezeichnet: eben als werdende Mutter, die alles tun will, um ihr Kind gesund zur Welt zu bringen. Moore spielt stark und überzeugend, sensibel und intelligent; sie steht einem nahe, während Michael Biehn als Anwalt und Jürgen Prochnow als Gottes Supervisor eher Durchschnittliches abliefern.

Nichtsdestotrotz spielt Demi Moore in einem Film, dessen Durchsichtigkeit der Handlung und Wirrniss der Geschichte um die Apokalypse kaum angetan sind, Spannung zu erzeugen. Der biblische Text, den ich teilweise aus der Offenbarung des Johannes zitiert habe, ist jedenfalls um einiges spannender und poetischer als der Film. Und man rate einmal, wie sich die Geschichte am Schluss auflöst.

(1) Aus der Offenbarung des Johannes, hier: 8, 7 ff.