Final Destination 2
(Final Destination 2)
USA 2003, 90 Minuten
Regie: David R. Ellis

Drehbuch: Eric Bress, J. Mackye Gruber
Musik: Shirley Walker
Director of Photography: Gary Capo
Montage: Eric Sears
Produktionsdesign: Michael Bolton, Jim Steuart

Darsteller: Ali Larter (Clear Rivers), A. J. Cook (Kimberly Corman), Michael Landes (Officer Thomas Burke), T. C. Carson (Eugene Dix), Jonathan Cherry (Rory), Keegan Connor Tracy (Kat), Sarah Carter (Shaina), Lynda Boyd (Nora Carpenter), David Paetkau (Evan Lewis), James N. Kirk (Tim Carpenter), Tony Todd (Mr. Bludworth), Justina Machado (Isabella Hudson), Enid-Raye Adams (Dr. Kalarjian), Sarah Hattingh (Krankenschwester), Aaron Douglas (Deputy Steve Adams)

Oh Herr!

Der Tod. Eine Person. Im Hintergrund. Unsichtbar. Was sonst. Er tötet. Was soll der Tod auch sonst tun? Leben erzeugen vielleicht? Der Tod tötet, das ist ungefähr so, als wenn man sagen würde: Ein Schimmel ist weiß. Allerdings verhält sich die Sache nicht ganz so trivial, wie sie sich anhört, sondern noch trivialer:

Der Tod tötet nämlich nach Plan. Nach einem ausgetüftelten Plan. Und wehe, irgend jemand, der (noch) lebt, funkt ihm dazwischen. Da ist aber der Teufel los. Oder der Tod? Nun wenn ihm einer dazwischen funkt, muss er eben wieder Ordnung in die Dinge bringen und nachholen, was ihm ein Mensch durcheinander gebracht hat, weil dieser vermaledeite Mensch eine so genannte Vorahnung hatte: dem Tod sozusagen visionär zuvor gekommen ist. Warum, weiß kein Mensch, und der Tod auch nicht. Egal, verdammt noch mal. Ist doch nun wirklich nicht die Frage, warum dieser kleine, unbedeutende Mensch vorahnen konnte, was der große Schnitter plante. Wer stellt nur so bescheuerte Fragen? Kurzum, ein Plan existiert, wer, wann, wo, wie das Zeitliche segnet, und irgend so ein oder zwei daher gelaufene junge Gören – Clear Rivers in Part One und Kimberley Corman in Part Two – machen ihm – unbewusst – einen Strich durch die Rechnung, sprich durch die Todesliste.

Nach diesem Prinzip arbeitet (auch) Teil 2 von „Final Destination“. Ergo: Es geht um einen Wettlauf zwischen Mensch und Tod nach dem Prinzip „Eine Schachfigur nach der anderen“ bzw. dieses Prinzip zu durchbrechen. Diesmal ist es nicht Clear Rivers (Ali Larter), die sich freiwillig in die Gummizelle einer psychiatrischen Anstalt hat einsperren lassen, um dem Tod, d.h. seiner Planerfüllung, zu entgehen, sondern die junge Kimberley (A. J. Cook), die dem Mörder aller Mörder mutig und ängstlich zugleich entgegentritt.

Irgendwie, pardon, eine ziemlich saudumme Geschichte, die der Stunt-Koordinator David R. Ellis uns als Regiearbeit präsentiert – sozusagen ohne Sinn und Verstand. Horror kann mit vielem arbeiten, nur irgendwie sollte man doch innerhalb der Regeln des Horrorfilms auch eine gewisse Logik vorweisen können, sozusagen als Eintrittskarte in das Reich des Genres. Und daran fehlt es dieser Geschichte – wie man so schön altdeutsch formulieren könnte – zuhauf.

Besagte hübsche junge Dame fährt mit drei Freunden Richtung Highway – und sieht in einer Art Horrorvision, wie durch die herabfallenden Baumstämme eines Trucks eine Lawine von Verkehrsunfällen ausgelöst wird, bei denen etliche Menschen ums Leben kommen – auch sie und ihre Fahrgäste. Prompt versperrt sie die Einfahrt zum Highway, indem sie ihren Wagen quer stellt, und rettet damit einer schwangeren Frau, einem schwarzen Lehrer, einem rauschgiftsüchtigen und pornobegeisterten jungen Kerl, einem weiteren jungen Mann, der gerade im Lotto gewonnen hat, einer gerade auf dem Karrieretrip befindlichen gestylten jungen Lady, einer Frau mittleren Alters und ihrem Sohn und sich selbst das Leben – glaubt sie jedenfalls.

Weit gefehlt. Denn der Lottokönig ist der erste, der kurze Zeit später dran glauben muss. Als er einen Wohnungsbrand auslöst und über die Feuerleiter klettert, fällt er zu Boden. Er glaubt sich schon gerettet, als ihn die Pfähle der herab sausenden Feuerleiter den Kopf durchbohren. So geht es munter weiter. Als Mama Sohnemann zum Zahnarzt begleitet, übersteht der zwar die Torturen eines Kurzschlusses auf dem Folterstuhl des Zahnklempners, wird dann allerdings vor dem Gebäude feinsäuberlich glatt und platt zerquetscht. Mehr will ich mal lieber nicht verraten.

Die Polizei glaubt der merkwürdigen Geschichte natürlich nicht. Wo kommen wir denn dahin. Nur Officer Thomas (Michael Landes) denkt, dass an Kimberleys Geschichte etwas dran sein könnte. Denn genau ein Jahr zuvor hatte Gummizellen-Clear ähnliche Erlebnisse mit ihren Freunden, die sie aus einem Flugzeug rettete, die dann aber einer nach dem anderen das Zeitliche segneten. Kimberley sucht Clear in ihrem tristen, weißen Gefängnis auf und bittet sie um Hilfe. Beide besuchen nach anfänglichem Zögern Clears den Leichenbestatter Mr. Bludworth (Tony Todd) auf, der ihnen den wohl gemeinten Rat gibt: Nur wenn unvorhergesehenerweise ein neues Leben entstehe, könne man dem Tod ein Schnippchen schlagen. Gesagt, getan. Die schwangere junge Lady muss gefunden und dafür gesorgt werden, dass sie ihr Kind zur Welt bringt ...

Puuh!! Die innere Logik dieser Geschichte ist haarsträubend bis zum Geht-nicht-mehr. Nur wenn man diese Ungereimtheiten schluckt, übersieht, ignoriert oder einfach nicht wahrnehmen will, entfaltet sich eine gewisse Spannung. Einmal arbeitet der Tod nach Plan. Frage: Ist es eigentlich im Plan des Todes nicht vorgesehen, dass Menschen andere Artgenossen retten? Es scheint so. Und das hieße: Jedesmal auf dieser Welt, wenn ein Mensch dem anderen das Leben rettet, müsste der Tod nachhaken und den kosmischen Plan wiederherstellen. Dann arbeitet der Tod aber auch unplanmäßig: Denn er lässt, als ganz zu Anfang Kimberly mehrere Menschen vor dem Tod rettet, gleichzeitig andere draufgehen. Die Baumstämme fallen nämlich trotzdem vom Truck und andere sterben für die, die auf dem Plan standen. Macht er die wieder lebendig? Nein. Wirklich – ein ziemlich haarsträubender Unsinn. Von der Struktur der Handlung her ähnelt sie „Halloween“. Myers ist die ominöse Gestalt, die immer wieder mordet, bis das Ziel erreicht ist: Jamie Lee Curtis Filmtod. Nur: „Halloween“ hat einen gewissen Sinn, einen Hintergrund, eine sichtbare Gestalt, eine innere Logik, irgendwas, das einem sagt, ja, man kann das nachvollziehen. „Final Destination“ hat davon: NICHTS! Schlichtweg: nichts.

Weiter: Woher kommt die Fähigkeit Kimberlys, den Plan des Todes vorherzusehen? Eine göttliche Eingebung? Kurz: David R. Ellis will uns für dumm verkaufen. Mit der Eintrittskarte ins Kino sollen wir auch unseren Verstand an der Garderobe lassen, um uns hinterher – falls wir ihn wieder abholen – zu fragen, was eigentlich in den letzten eineinhalb Stunden mit uns passiert ist. Antwort: Wir haben geblecht.

Action. Nun, die Szenen mit dem Autounfall am Anfang des Films und auch das Spiel mit fatalen Kettenreaktionen respektive tatsächlich planmäßig vom „Tod“ inszenierten „Morden“ an den „Hinterbliebenen“ des Autounfalls sind technisch perfekt inszeniert; man spürt den Einfluss des stunterfahrenen Regisseurs. Dass einem der zum Tode und vom Tode Verurteilten der Leib durchschnitten wird, einem anderen Opfer ein Pfahl durch den Kopf gejagt wird, der Mutter des zahnkranken Sohnes im Fahrstuhl der Kopf vom Rumpf getrennt wird – all das haben wir, sofern wir Horrorfilme mögen, alle schon einmal gesehen, vielleicht auch besser. Aber immerhin: Dieses Verwirrspiel zwischen „normalen“ alltäglichen Kettenreaktionen und planmäßigen Aktionen „des Todes“ ist immerhin teilweise ganz spannend gemacht.

Das war’s dann aber auch. Von Charakter-Spiel und inhaltlicher Tiefe möchte ich angesichts dieses Films lieber schweigen.

Was bleibt, ist die Befürchtung, dass „Final Destination 3“ die Kinos unsicher machen wird. Ähnlich anderen Sequels des Genres werden die Filme – da verwette ich alles drauf – immer dämlicher und schlechter werden. Und man muss sich angesichts der letzten Filme auf dem Gebiet des Horrors („Ghost Ship“ etwa oder „The Ring“) wirklich fragen, ob einem Regisseur oder / und Drehbuchautor künftig noch etwas Phantastisches, Neues, Interessantes einfällt. Die Schlusssequenz des Films – ich will niemandem die Spannung nehmen, obwohl es damit nicht so weit her ist – ist der Gipfel allen logischen Mangels. Man überzeuge sich selbst oder lasse es (lieber) bleiben.

© Bilder: Warner Brothers