Super süß und super sexy
(The Sweetest Thing)
USA 2002, 84 Minuten
Regie: Roger Kumble

Drehbuch: Nancy Pimental
Musik: Ed Shearmur
Director of Photography: Anthony B. Richmond
Montage: Wendy Greene Bricmont, David Rennie
Produktionsdesign: Jon Gary Steele

Darsteller: Cameron Diaz (Christina Walters), Christina Applegate (Courtney Rockcliffe), Selma Blair (Jane Burns), Thomas Jane (Peter Donahue), Parker Posey (Judd Webb), Lillian Adams (Tante Frida), Jason Bateman (Roger Donahue), Joe Bellan (Mr. Martin), Chelsea Bond (Greta)

Meine (Film-)Leiche im Keller

Es steigt mir keine Schamröte ins Gesicht und es ist mir auch ziemlich gleichgültig, dass „The Sweetest Thing“ fast durch die Bank weg schlechte Filmkritiken all over the world bekommen hat (man lese z.B. Roger Eberts in seinem Sinne guten Verriss). Ziemlich egal ist mir auch, dass Roger Kumble sich wohl kräftig bei anderen Filmen, insbesondere „Verrückt nach Mary“ (Regie: Bobby und Peter Farrelly, mit Cameron Diaz, Matt Dillon, Ben Stiller), bedient haben soll. Vielleicht lag es auch an meiner pubertären und anspruchslosen Tagesform: Aber, ich habe in diesem Film gelacht. Nach Kräften.

Christina, Courtney und Jane sind drei neurotisch-infantile, alberne, manchmal dämliche, hübsche, Spaßvögel, die sich (vor allem was Männer betrifft) so richtig austoben. Jane (Selma Blair) hat gerade ihr Freund verlassen und so schleppen die beiden anderen sie in eine superblöde Disko mit superblöden Typen, die nichts anderes im Kopf haben als: möglichst schnell irgendeine anmachen, um sie flach zu legen. Bei dieser Gelegenheit, sprich: beim Versuch Christinas (Cameron Diaz), Jane einen männlichen ONC (= One-Night-Comforter) zu verschaffen, lernt sie Peter (Thomas Jane) kennen. Ungern gibt sie zu, dass sie diesen Mann wiedersehen möchte – im Bett und im Leben. Doch ihre leicht sadistische, nichtsdestotrotz verlässliche und sympathische Freundin Courtney (Christina Applegate) lockt aus ihr heraus, was Christina nicht wahr haben will: Sie hat Angst, sich zu eng an einen Mann zu binden, und jetzt ist einer aufgetaucht, bei dem sie es versuchen will, sich aber nicht traut.

Kurzum. Da Peter erzählt hat, er wäre am Wochenende auf einer Hochzeit, zerrt Courtney Christina kurz entschlossen ins Auto und fährt – mit Hindernissen – an den Ort der Feierlichkeiten. Was beide nicht wussten und mit Entsetzen feststellen müssen: Es ist Peters eigene Hochzeit. Zu erwähnen, dass sich Chris und Peter dennoch kriegen, ist nicht der Verrat eines Geheimnisses ...

Der Film ist – worauf in einigen Filmkritiken hingewiesen wurde – eigentlich gar kein Film, eher fünf Minuten Unsinn, der auf 84 Minuten Nonsens ausgedehnt wurde. Er strotzt vor sexuellen Zoten, Anspielungen, ist überaus albern und doof, hat mit Realität so gut wie nichts zu tun, klaut wie gesagt bei anderen Filmen und lässt die drei Hauptdarstellerinnen aussehen wie kleine Mädchen, die nicht erwachsen werden wollen, und nix anderes im Kopf haben und im Bett haben wollen als das andere Geschlecht.

Da staksen Courtney und Chris in Schuhen, in denen sie kaum laufen können, wie auf glühenden Kohlen durch die Straßen – einmalig anzusehen! –, verarschen andere Leute, singen in einem Café über die Größe des männlichen Geschlechtsteils; Jane bleibt mit ihrer Zahnspange am gepiercten Penis eines Liebhabers hängen, was natürlich die ganze Nachbarschaft samt Polizei interessiert, veranstalten eine musikalische Kleider-Show in einer Boutique und so weiter und so fort. Überaus dämlich, albern und billig – aber gut.

Auf dem Weg zur Hochzeit Peters sucht Christina nach einem Courtney herunter gefallenen Lippenstift. Ein vorbeifahrender Motorradfahrer sieht es und glaubt an einen Akt lesbischen Sexes. Courtney bestärkt ihn, in dem sie stöhnt, die Zunge herausstreckt vor angeblicher Lust – und prompt fährt der Typ gegen eine Straßensperre. Ergänzt wird dieser überaus dämliche Nonsens durch Ekel: Als beide aufs Klo müssen, ist die Damentoilette bei einer Tankstelle besetzt: Durchfall, das kann länger gehen. Auf der dreckigen Herrentoilette versucht Courtney, ins Männerpissoir zu pinkeln. Alles läuft ihr die Beine runter. Währenddessen muss Christina im Klo, einer Linie an der Wand folgend, durch ein Loch Bekanntschaft mit einem Spanner machen, der ihr seinen Penis ins Auge schiebt, als sie in ein Loch über dem Klo schaut. Ekelhaft.

Die Diaz, die Applegate und die Blair sind zum Schreien sympathisch. Die Story ist keine. Die Witze sind unmöglich und vulgär. Der ganz Film ist eine Schande. Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich gelacht habe bis zum Abwinken. Endlich mal was Doofes, das vielleicht gar nicht so doof ist, etwas völlig Intelligenzloses, was eigenen Charme hat, etwas Unintellektuelles, in dem der Verstand vielleicht doch nicht aussetzen muss. Oder wie Stephen Hunter schrieb: „The movie is neither good nor bad, but in its clever packaging of boy fantasy and girl fantasy, extremely cunning. As for Princess Diaz, no force an earth can stop her now.“

Und wer den ganzen Zinnober nicht mag, muss diesen konzeptlosen, dämlichen Streifen, der sich Film nennt, ja nicht ansehen.