Die Nacht der lebenden Toten (1968)
Dawn of the Dead (1978)
Day of the Dead (1985)




Die Nacht der lebenden Toten
(Night of the Living Dead)
USA 1968, 96 Minuten
Regie: George A. Romero

Drehbuch: George A. Romero
Musik: Scott Vladimir Licina
Director of Photography: George A. Romero
Montage: George A. Romero, John A. Russo

Darsteller: Duane Jones (Ben), Judith O’Dea (Barbra), Karl Hardman (Harry Cooper), Marilyn Eastman (Helen Cooper), Keith Wayne (Tom), Judith Ridley (Judy), Kyra Schon (Kareen Cooper), George Kosana (Sheriff McClelland), Russell Streiner (Johnny)

Von Menschen und Untoten

Ein abgelegener Friedhof, irgendwo in der Nähe einer amerikanischen Kleinstadt. Die Geschwister Johnny (Russell Streiner) und Barbra (Judith O’Dea) wollen zum Grab ihres Vaters. Johnny ist gut drauf. Er erinnert seine Schwester an ein Spiel aus der Kindheit. Johnny rief dabei zu Barbra: „Sie kommen, um dich zu holen.“ Dann erscheint tatsächlich ein merkwürdiger Mann auf dem Friedhof. Er geht anders als ein „normaler“ Mensch und er sieht blass aus. „Hier ist einer von ihnen“, ruft Johnny, noch immer seine Späße treibend. Kurz darauf ist Johnny tot, nachdem er seiner Schwester helfen wollte, als der Unbekannte Barbra angegriffen hatte. In panischer Angst rennt Barbra davon und kommt zu einem einsam gelegenen Haus.

So beginnt George A. Romeros Horror-Klassiker aus dem Jahr 1968, der das Genre einschneidend verändern sollte. Diesem Film folgten später „Dawn of the Dead“ (1978, hierzulande als „Zombie“ bekannt), dessen Remake derzeit in den Kinos läuft, und „Day of the Dead“ (1985, „Zombie 2“). Alle drei Filme handeln von der Bedrohung der (amerikanischen) Gesellschaft durch sog. Untote, Tote, die sich plötzlich wieder bewegen, Menschen anfallen und sich dadurch sprunghaft vermehren. Allen drei Filmen gemeinsam ist auch eine Geschichte, in der eine überschaubare Anzahl von Menschen sich durch verschiedene Methoden gegen die Untoten zur Wehr setzen. Sie verbarrikadieren sich und geraten angesichts der Überzahl der Untoten in eine klaustrophobische Situation.

In dem einsamen Haus trifft Barbra auf den durchreisenden Ben (Duane Jones). Starr vor Angst kann sie ihm nicht einmal erzählen, was auf dem Friedhof passiert ist. Sie sitzt auf einer Couch, panisch, und ist im Begriff, den Verstand zu verlieren. Ben behält einen kühlen Kopf. Er verbarrikadiert Fenster und Türen mit Holzlatten. Dann tauchen aus dem Keller plötzlich das Ehepaar Harry und Helen Cooper (Karl Hardman, Marilyn Eastman) und Tom (Keith Wayne) und Judy (Judith Ridley) auf, vier weitere Überlebende. Im Keller liegt die verletzte Tochter der Coopers, Kareen (Kyra Schon).

Ben will, dass die vier im Erdgeschoss bleiben, um ihm bei der Abwehr der Untoten zu helfen. Harry allerdings meint, im Keller seien sie sicherer. Es kommt zum Streit zwischen Harry und Ben, bei dem Tom letztlich Ben unterstützt. Er und Judy wollen versuchen, den vor dem Haus stehenden Truck Bens startklar zu machen. Doch dann passiert ein Unglück ...

„Night of the Living Dead“ ist nicht „einfach“ ein Horrorfilm. Die klaustrophobische Atmosphäre des Films entsteht aus einer Gefahr, die nicht näher erklärt wird. Die Untoten, weit davon entfernt, mit Intelligenz und / oder Skrupellosigkeit wie eine feindliche Armee oder auch Vampire gegen die immer weniger werdenden Menschen vorzugehen, folgen einer Art unbewusstem Trieb. Sie staksen durch die Landschaft, und überall, wo sie auf Menschen treffen, verfolgen sie sie, nicht als Wesen mit Verstand, sondern eher wie Viren, die alles befallen, was ihnen „unter die Räder kommt“. Das Fernsehen verkündet zwar eine Theorie, nach der die Untoten durch Strahlung eines Gesteins, das von der Venus mitgebracht wurde, entstanden seien. Doch dies spielt letztendlich für die weitere Entwicklung keine Rolle.

Die Überlebenden sehen sich einer Gefahr gegenüber, die sie nicht erklären können. Die Untoten sind Personifizierung von Ängsten, auch Todesängsten, die rasend schnell die gesamte Gesellschaft befallen. Obwohl in ihren Bewegungen langsam, entfalten sie ihre Wirkung dadurch, dass sie sich rasend schnell vermehren. Jeder, der von ihnen angebissen wird, wird seinerseits Untoter.

Doch noch etwas anderes steht im Zentrum des Geschehens. Die Überlebenden im Haus können sich nicht einigen, wie sie der Gefahr entkommen können. Während Ben einen kühlen Kopf behält, schnell reagiert und alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen ergreift, sitzt Barbra wie gelähmt auf einem Sofa im Haus, unfähig, irgend etwas zu tun. Und Harry Cooper entpuppt sich als Feigling und Egoist, der letztendlich nur sein eigenes Leben retten will. In einem übertragenen Sinn ist „Night of the Living Dead“ somit auch ein visuelles und erzählerisches Gegenstück zu allen (amerikanischen) Filmen, in denen eine kleine oder auch größere Gruppe von mehr oder weniger heldenhaften Menschen eine (tödliche) Gefahr besiegen und die Gesellschaft samt ihrer Institutionen, vor allem der Familie, retten. In „Night of the Living Dead“ ist alles ganz anders.

Die Kinder richten die Eltern. Die kleine Karen ist bereits Opfer der Untoten und fällt erst ihren Vater, dann ihre Mutter an. Keiner außer Ben überlebt. Er verbarrikadiert sich im Keller, und als er den Eindruck hat, die Untoten seien abgezogen, tritt er vor das Haus, sieht sich vorsichtig um und wird von den Gehilfen des Sheriffs (George Kosana) für einen Untoten gehalten, erschossen und mit den anderen Untoten auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Die Ironie dieser Schlussszene liegt weniger darin, dass Ben Schwarzer ist. Eine Interpretation in diese Richtung scheitert schon daran, dass der Sheriff und seine Gehilfen wirklich meinen, einen weiteren Untoten vor sich zu haben. Die Ironie liegt eher darin, dass Ben, der einzige, der wirklich Mut und Verstand bis zum Schluss bewiesen hatte, nun selbst Opfer nicht der Untoten, sondern der Menschen wird.

Die bittere Ironie des Films ist eine, die sich aus – im Gegensatz etwa zum Western – zwei ungewöhnlichen Faktoren speist: Eine Gefahr, die rational nicht erklärt wird bzw. erklärt werden kann, eine Gefahr, die für Urängste steht. Und andererseits eine Gesellschaft, in der der wirkliche Held, Ben, für seinen Mut bezahlen muss, während die Behörden am Schluss nur noch „aufräumen“.

Romero drehte einen Low-Budget-Film, war verantwortlich für Schnitt und Photographie und erreichte – nebst der passenden Musik von Scott Vladimir Licina – mit geringen Mitteln große Wirkung. In Schwarz-Weiß gedreht entfaltet Romero eine düstere, kalte Atmosphäre, indem er sich auf die konkrete Situation vollständig konzentriert: keine Subplots, keine visuellen Ausschweifungen. Selbst die Untoten werden nicht mit zusätzlichen Effekten zu Über-Monstern erklärt, im Gegenteil, sie erscheinen eher als zwar lebensgefährliche, nichtsdestotrotz aber bemitleidenswerte Kreaturen, die einer Gesellschaft entstammen, die sie – welchen Grund es auch immer haben mag – selbst produziert hat.



Dawn of the Dead (Zombie)
(Dawn of the Dead)
USA 1978, 126 /156 Minuten (Original), 141 Minuten (dt. DVD)
Regie: George A. Romero

Drehbuch: George A. Romero
Musik: Dario Argento, Goblin, Agostino Marangolo, Massimo Morante, Fabio Pignatelli, Claudio Simonetti
Director of Photography: Michael Gornick
Montage: George A. Romero
Produktionsdesign: Josie Caruso, Barbara Lifsher

Darsteller: David Emge (Stephen Andrews), Ken Foree (Peter Washington), Scott H. Reiniger (Roger De Marco), Gaylen Ross (Francine Parker), David Crawford (Dr. Foster), David Early (Mr. Berman), Richard France (Dr. Milliard Rausch)

Invasion

„Wenn in der Hölle kein
Platz mehr ist, kommen
die Toten auf die Erde.“
(Peter)

Lange Zeit war George Romeros zweiter Teil seiner Zombie-Trilogie in Deutschland nicht zugänglich. Romero selbst hatte sich, wie er selber in einem Interview auf der DVD erzählt, verbissen um eine ungekürzte Fassung in den USA bemüht, bis endlich ein Verleiher bereit war, den Film ungeschnitten in den Kinos zu zeigen. In den USA durfte für „Dawn of the Dead“ keine Werbung in den Medien gemacht werden. Auch in Deutschland stand der Film lange auf dem Index, bis der Film endlich 2002 durch die FSK in einer Langfassung von 141 Minuten freigegeben wurde (FSK 16). Zehn Jahre nach „Night of the Living Dead“ drehte Romero diesen zweiten Teil der Horror-Trilogie, es folgte „Day of the Dead“ 1985, der in Deutschland auf einer um sechs Minuten geschnittenen DVD-Fassung erhältlich ist (FSK 16). Allerdings ist auch die jetzige auf DVD erhältliche Langfassung um einige („blutrünstige“) Szenen gekürzt, insgesamt etwa 15 Minuten gegenüber der früheren deutschen Filmfassung!

Etwas Gespenstisches ereignet sich in den USA. Helle Aufregung, Angst und Verzweiflung hat die Menschen ergriffen. Überall, in den Großstädten im Osten und Norden wie im mittleren Westen, bahnen sich Zombies ihren Weg. Tote sind wiederauferstanden, und kein Mensch weiß warum. Auch in den Medien herrscht helle Aufregung. Wissenschaftler und Vertreter der Regierung verkünden ihre Theorien über die vermeintlichen Ursachen des Phänomens – eine Virustheorie ist schnell zur Hand – und stoßen auf Unverständnis bei Bevölkerung und Journalisten. Die Untoten, Leichen, die wieder auferstehen und Menschen anfallen, um sie (teilweise) zu essen, vermehren sich rasant. Jeder Mensch, der von ihnen gebissen wird, wird selbst zum Untoten. In kürzester Zeit sind ganze Großstädte wie Philadelphia menschenleer.

Der Reporter Stephen Andrews (David Emge), der einen Pilotenführerschein besitzt (er berichtete bislang über Verkehrsaufkommen vom Hubschrauber aus) überredet seine Freundin, die TV-Angestellte Francine (Gaylen Ross), mit ihm zu fliehen. Zusammen mit zwei Angehörigen der Spezialeinheit SWAT („Special Weapons And Tactics“) in Philadelphia, Roger (Scott H. Reiniger), einem Bekannten Stephens, und Peter (Ken Foree) besteigen sie einen Hubschrauber, um aus der Stadt zu kommen. Peter und Roger hatten an einem Einsatz der SWAT gegen Untote teilgenommen, bei dem sie mit ansehen mussten, was die Zombies anrichten.

Die Flucht mit dem Hubschrauber beginnt. Doch immer wieder müssen die vier zwischenlanden, um nach Benzin zu suchen. Schließlich gelangen sie an einen der riesigen Supermärkte, irgendwo auf dem Land, landen auf dem Dach und dringen in den Markt ein. Die oberen Stockwerke sind von den Untoten noch nicht bevölkert. Trotz der Skepsis von Francine entschließen sie sich, zumindest eine Zeitlang hier zu bleiben. Den Männern gelingt es, in die Räume zu gelangen, in denen es Lebensmittel, Werkzeug, Waffen und andere für sie nützliche Gebrauchsgegenstände gibt. Allerdings müssen sie, um die Waren abzutransportieren, durch die Abteilungen des Supermarkts gelangen, in denen Dutzende von Untoten herumlaufen.

Aus dem Radio erfahren die vier, wie immer weitere Teile des Landes von den Untoten bevölkert werden. Experten verkünden, man müsse in großangelegten Polizei- und Militäraktionen das Land von der Plage befreien. Doch offenbar existieren inzwischen nur noch wenige Landstriche, in denen es überhaupt noch Menschen gibt. Obwohl es den drei Männern gelingt, einen weiten Bereich des Supermarktes durch Wände aus Glas und Holz sowie Lkws abzusperren, wird die Lage für alle brenzlig, als eine Horde von mehr als 20 Motorradfahrern in den Markt eindringt, die Absperrungen durchbricht und mit Plünderungen beginnt ...

Als ich „Dawn of the Dead“ das erste Mal gesehen hatte, empfand ich den Film weniger als Horrorfilm im üblichen Sinne, das heißt nicht als einen Film, in dem die Zombies die Hauptrolle spielten und vom Regisseur ins Zentrum des Interesses gerückt worden wären. Die Zombies wirken als sozusagen rein äußerliche Bedrohung, ähnlich einer Naturkatastrophe, oder noch besser: als Herausforderung für die Lebenden. Ihre Struktur ist relativ einfach: Auch wenn niemand weiß, wie es möglich ist, dass Tote wieder gefährlich „leben“, so sind die Untoten weder intelligent, noch in ihrem Dasein kompliziert zu erklären. Sie brauchen Menschenfleisch, um überleben zu können, nicht um ihren Hunger zu stillen, sondern aus einem existenziellen Trieb heraus. Punkt 2: Jeder, der von ihnen angefressen wird, wird selbst ein Untoter. Zudem bewegen sie sich relativ langsam, wanken durch die Gegend und richten sich nach dem Geruch von Menschen. Durch gezielte Schüsse in ihr Gehirn oder Abtrennung des Kopfes können sie „getötet“ werden. Die Hauptgefahr der Zombies besteht „lediglich“ darin, dass eine Gegenwehr immer schwieriger wird, weil sie in immer größeren Massen auftreten.

Doch im Film stehen andere Dinge im Zentrum. Romero entfaltet eine Szenerie, in der die Reaktionen, die Gedanken, das Verhalten der verbleibenden Menschen in den Mittelpunkt gerückt wird. Auf den ersten Blick erstaunlich ist hierbei, dass Regierung oder staatliche Einrichtungen wie Militär, Polizei usw. so gut wie gar keine Rolle im Film spielen. Selbst die beiden SWAT-Mitglieder Peter und Roger handeln nach der Flucht mit dem Hubschrauber weniger als Soldaten oder Polizisten, sondern vor allem als Menschen (wie Stephen und Francine auch), die versuchen, gemeinsam einen Weg aus der ständig steigenden Gefahr zu finden. Die Konstellation zwischen den vier Hauptpersonen bestimmt den Ausgang dieses Überlebenskampfes. Peter, an dessen Loyalität Francine und Stephen vor dem Abflug mit dem Hubschrauber noch zweifelten, möglicherweise auch wegen seiner Hautfarbe, erweist sich als coolster Kopf in dem Quartett. Ken Foree spielt diesen Peter Washington überzeugend gut, ebenso wie Gaylen Ross eine junge Frau darstellt, die trotz ihrer Verzweiflung über die fast aussichtslose Situation (und obwohl sie schwanger ist) die Fassung nicht verliert und von den Männern klipp und klar verlangt, gleichberechtigt alle Entscheidungen mitzutragen.

Demgegenüber handelt ihr Freund Stephen zwar anfangs ebenfalls vernünftig, verliert aber später angesichts einer bedrohlichen Situation den Kopf. Etwas ähnliches gilt für Roger, der ab einem bestimmten Zeitpunkt die Gefahr durch die Zombies unterschätzt und übermütig reagiert. Für beide hat dies Folgen, ebenso für Peter und Francine.

Über diese Personenkonstellation hinaus zeigt Romero ein erschütterndes Bild der amerikanischen Gesellschaft bzw. von dem, was davon übrig geblieben ist – so gut wie nichts. Verwaiste, verwüstete Städte, menschenleere Landstriche, vor allem aber die Reste eines Konsumtempels, in dem nur noch die Waren, Schaufensterpuppen und Rolltreppen von einer menschlichen Vergangenheit zeugen. Die vier Personen sind nicht nur völlig auf sich allein gestellt; sie leben zudem von einem Tag auf den anderen, ja von einer Stunde auf die andere, ohne auch nur im geringsten vorausplanen zu können, was am nächsten Tag oder in der kommenden Nacht geschehen wird.

Man kann dies Zivilisationskritik nennen. Ich würde da etwas genauer von den „Urzuständen“ eines (vom Zombie-Phänomen) erzwungenen Versuchs des Aufbaus einer neuen „Zivilisation“ sprechen. Am Schluss bleiben zwei Personen übrig, die mit dem Hubschrauber das Einkaufszentrum wieder verlassen: Frau und Mann. Was sie erwartet, bleibt völlig offen. Die Existenz der Untoten zwingt zunächst alle vier, zum Schluss die verbleibenden zwei Menschen, man könnte sagen: ausschließlich gegenwärtig zu leben. Der permanente Druck durch die Gefahr der inzwischen Millionen von Zombies erzwingt ein Leben, in dem weder Fünf-Jahres-Pläne, noch eine vorausschauende Politik, noch irgendwelche anderen Zukunftsprognosen möglich sind. Romero reduziert damit – abgesehen von der erzählten Geschichte selbst – die modernen Gesellschaften filmisch zu „einfachen“ Gesellschaften. Er hält ihnen ihren (selbst)zerstörerischen, strukturell verankerten Effekt respektive Defekt vor – ebenso wie ihre verhängnisvolle Ausrichtung auf ideologisch verbrämte Zukunftsplanungen, die die Gegenwart relativieren und die Vergangenheit vergessen zu machen suchen.



Day of the Dead (Zombie)
(Day of the Dead / Zombie 2 / Zombie 2 – Das letzte Kapitel)
USA 1985, 102 / 95 Minuten (dt. DVD)
Regie: George A. Romero

Drehbuch: George A. Romero
Musik: John Harrison
Director of Photography: Michael Gornick
Montage: Pasquale Buba
Produktionsdesign: Cletus Anderson

Darsteller: Lori Cardille (Sarah), Terry Alexander (John), Joseph Pilato (Captain Rhodes), Jarlath Conroy (William McDermott), Anthony Dileo Jr. (Private Miguel Salazar), Richard Liberty (Dr. Logan), Sherman Howard (Bub, Zombie), Gary Howard Klar (Private Steel), Ralph Marrero (Private Rickles), John Amplas (Dr. Ted Fisher)

Horrorgestalt Mensch

„Day of the Dead“ – der dritte Teil der Horror-Trilogie von George A. Romero – gilt bei vielen als weniger gut im Vergleich zu „Night of the Living Dead“ (1968) und „Dawn of the Dead“ (1978). Ich beziehe mich hier auf die als FSK-16 eingestufte, um ca. sieben Minuten gekürzte DVD-Fassung von Laser Paradise, bei der natürlich einmal wieder die deutsche Zensur zugeschlagen hat. Dabei hat auch dieser vorerst letzte Teil der Zombie-Saga nichts mit Gewaltverherrlichung oder ähnlichen (strafbaren) Handlungen zu tun. „Day of the Dead“ ist weder blutrünstig, noch stellt Romero die Zombies (Untote) – um der Zombies willen und des Blutes wegen – in den Mittelpunkt des Geschehens. Davon kann sich jeder überzeugen, der einmal die US-amerikanische, ungeschnittene Originalfassung gesehen hat. Ähnlich wie bei „Dawn of the Dead“ geht es vielmehr um menschliche Verhaltensweisen im Zeichen einer äußeren Bedrohung, und viel deutlicher als in „Dawn of the Dead“ zeigt der Regisseur, auf welche Art die Bedrohung der Menschheit durch Menschen selbst vonstatten geht.

Die Wissenschaftlerin Sarah (Lori Cardille) und einige Soldaten sind mit dem Hubschrauber unterwegs, um zu erkunden, ob sie an der Küste Floridas noch auf Menschen treffen. Ein Bild des Grauens eröffnet sich der Besatzung: Überall findet man größtenteils verweste Leichen, die Geschäfte wurden geplündert und Untote bevölkern die Gegend. Als man in den unterirdischen Bunker einer Raketenbasis zurückkehrt, hat Captain Rhodes (Joseph Pilato) das Kommando über die verbliebenen Soldaten der Einheit übernommen, nachdem der bisherige Kommandant Cooper am Morgen gestorben war. Rhodes führt ein strenges Regiment und wird dabei vor allem von den Privates Steel (Gary Howard Klar) und Rickles (Ralph Marrero) unterstützt.

In der Basis befinden sich außerdem die Wissenschaftler Dr. Logan (Richard Liberty) und Dr. Fisher (John Amplas). Logan seziert die Leichen der Untoten (und auch heimlich die Leiche Coopers!) und forscht daran, wie man die Zombies unter Kontrolle bekommen könnte. Bei den anderen Wissenschaftlern und den Soldaten heißt Logan nur „Dr. Frankenstein“. Rhodes hält nicht viel von Logan, Sarah, Fisher und deren Arbeit.

Sarah hat aber noch andere Sorgen. Ihr Freund, Private Miguel Salazar (Anthony Dileo Jr.) ist durch die immer bedrohlicher werdende Situation völlig überfordert und einem Nervenzusammenbruch nahe. Als Miguel, Rickles und Steel einen der Untoten in den Gängen des Bunkers fangen wollen, versagt Miguel und Rickles entgeht knapp einem Biss durch einen Zombie. Sarah will Miguel helfen, verabreicht ihm eine Beruhigungsspritze. Doch Miguel reagiert aggressiv.

Rhodes ist nicht bereit, Miguel eine Zeitlang vom aktiven Dienst zu befreien. Bei einer der von Rhodes angesetzten Versammlungen kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen mit Sarah. Obwohl die drei Wissenschaftler nicht dem Militär angehören, zwingt Rhodes sie unter Drohung mit Erschießung, sich unter sein Kommando zu beugen.

Logan hat einen der Untoten, den er Bub (Sherman Howard) nennt, angekettet und beabsichtigt, ihm ein Minimum an sozialem Verhalten beizubringen. Er setzt dabei auf ein gewisses Lernvermögen der Zombies und ihre Erinnerungen. Bub ahnt, was für eine Bedeutung Gegenstände wie Telefon, Kassettenrecorder oder eine Waffe für ihn hatten, als er noch Mensch war. Logan glaubt, die Untoten sozial kontrollieren zu können, wenn er sie durch ein System von Belohnung und Bestrafung zu einem Verhalten zwingt, das das Risiko für Menschen minimiert.

Rhodes hält überhaupt nichts von Logans Experimenten. Der Konflikt spitzt sich zu, als Miguel von einem Zombie gebissen wird und Sarah ihm den Arm abhackt, in der Hoffnung, Miguel könne sich wieder erholen und nicht selbst zum Zombie werden. Als Rhodes und Steel Miguel erschießen wollen, helfen der Hubschrauberpilot John (Terry Alexander) und der Funker William (Jarlath Conroy) Sarah. Als Rhodes davon erfährt, dass Logan Bub als Belohnung Menschenfleisch zu essen gibt, platzt ihm der Kragen. Er beschließt, die Wissenschaftler im Bunker zurückzulassen und mit seinen Soldaten den Ort des Grauens zu verlassen. Doch John, der als einziger einen Hubschrauber fliegen kann, weigert sich, Rhodes zu helfen ...

In „Day of the Dead“ beschäftigt sich Romero mit dem gleichen Thema wie in den beiden ersten Filmen der Trilogie, allerdings mit dem Schwerpunkt auf die Auseinandersetzungen zwischen zwei Gruppen – den Wissenschaftern hier, den Militärs dort –, in denen die unterschiedlichsten Reaktionen auf die Bedrohung zur Sprache kommen. Für manchen Horrorfilm-Freak mag der Film vielleicht zu viel Wert auf Dialoge legen. Ich empfand dies – in der Gesamtschau der Trilogie – als äußerst vorteilhaft. Dabei vermeidet Romero es – auch wenn es auf den ersten Blick so erscheinen mag –, in Schwarz-Weiß-Malerei der Personen zu schwelgen. Selbst Captain Rhodes, einen skrupellosen und egozentrischen Machtmenschen, zeigt Romero nicht als total negative Gestalt. Denn mit seiner Kritik an Logan hat Rhodes nicht ganz Unrecht.

Logan beabsichtigt, die Untoten durch ein Minimum an sozialem Verhalten unter Kontrolle zu bringen. Dazu ist ihm allerdings jedes Mittel recht. Zudem übersieht Logan, dass dies nicht gelingen wird, weil sich die Untoten genauso wenig „zähmen“ lassen wie Raubtiere. Auch Sarah hat große Zweifel an Logans Methoden. An Rhodes wird andererseits deutlich, wie Menschen zu Horrorgestalten werden können, wenn sie unter lebensbedrohlichen, beengten, ja klaustrophobischen Verhältnissen ihr „bisschen“ Macht ausspielen. Rhodes ist nicht willens, aber auch nicht in der Lage, soziales Verhalten unter diesen Bedingungen zu praktizieren. Während sich Pilot John und Funker William in einem Teil des Bunkers ein kleines „Paradies“ mit künstlicher Palme und Südsee-Wandtapete eingerichtet haben, bemüht sich Sarah (vergeblich) immer wieder um Kooperation zwischen Wissenschaftlern und Militärs. Doch Rhodes und sein bester Mann Steel widersetzen sich allem, was auf eine gemeinsame Rettung aus dem Bunker hinauslaufen würde.

Zu erwähnen ist neben den genannten Schauspielern sicherlich noch Sherman Howard als Zombie Bub, der hinter seiner exzellenten Maske sicherlich keine Charakterrolle spielt und spielen kann, aber dennoch im Rahmen seiner „beengten“ Rolle aus dem Untoten herausholt, was herauszuholen ist. Besonders die Szenen, in denen Logan versucht, Bub zu „zähmen“, sind hier hervorzuheben, etwa eine, in der Logan ihm einen Kassettenrecorder gibt und Bub Musik hört.

Last but not least ist das durchaus actionreiche Finale zu nennen, in dem Rhodes versucht, zusammen mit Steel und Rickles zu entkommen, nachdem allerdings Miguel den Untoten per Fahrstuhl Zugang zum Bunker verschafft hat.




Siehe auch: “Land of the Dead” (2005)

Day of the Dead-Filmplakat
Day of the Dead-1
Day of the Dead-2